RAUCHMELDER IM SMART HOME I – VERNETZUNG
Chuck Norris bräuchte keine Rauchmelder, bei ihm würde kein Feuer ausbrechen, es würde sich einfach nicht trauen. Das Feuer würde höchstens höflich fragen, ob es sich kurz im Garten-Grill austoben dürfte. Allen anderen, die nicht Chuck Norris sind, will ich zeigen, warum es sich lohnt Rauchmelder in das Smart Home einzubinden.
Um im Brandfall überhaupt alarmiert zu werden sind einfache Rauchmelder, z.B. aus dem Baumarkt, im Grunde keine schlechte Wahl. Platziert man diese an den empfohlenen Stellen, vermeidet man im Schlaf von Rauch oder Feuer überrascht zu werden und kann sich und seine Lieben in Sicherheit bringen. Das ist in so einer Situation ohne Frage das Allerwichtigste.
Nun steht man nach dem Verlassen des Gebäudes vielleicht draußen, wartet auf die Feuerwehr und muss zusehen, wie die Flammen die eigenen vier Wänden und alles was sich darin befindet gleichgültig verschlingen. Hoffentlich ist alles versichert, aber selbst wenn, die Fotosammlung oder ein paar ans Herz gewachsene Einzelstücke kann einem auch die Versicherung nicht ersetzen. Vielleicht stellt man sich die Frage, warum man nicht früher auf den Brand aufmerksam wurde.
Verbesserungspotential
Garantien gibt es natürlich keine und man sollte in so einer Situation natürlich froh sein glimpflich davongekommen zu sein. In einem Smart Home wäre aber mehr möglich gewesen. Den größten Unterschied kann die Zeit bis zur Warnung ausmachen. Bei einfachen nicht vernetzten Rauchmeldern hängt es sehr stark vom Brandherd, den Ausbreitungsmöglichkeiten des Rauchs und den akustischen Verhältnissen ab. Fängt zum Beispiel der Trockner im Keller Feuer, so schlägt ein dort installierter Rauchmelder sicher schnell an. Ob er im Schlafzimmer im Obergeschoss hörbar ist, wenn dazwischen Türen geschlossen sind, ist nicht mehr so sicher. Bis der nächste Rauchmelder im Erdgeschoss auslöst, kann der Keller schon ordentlich in Flammen stehen. Rauchmelder als Einzelkämpfer sind daher in einem Smart Home meines Erachtens fehl am Platze. Man verschenkt einfach zu viel Frühwarnpotential.
Die erste wichtige Verbesserung ist die Vernetzung der Rauchmelder untereinander. Dies ist entweder per Kabel oder per Funk möglich. Ich konzentriere mich auf die Vernetzung per Funk, weil damit auch ein bestehendes Zuhause von der Lösung profitiert. Bei einem Neubau mag es besser sein eine Verkabelung vorzusehen, das muss aber nicht zwingend sein. Unabhängig davon, funktioniert die funkbasierte Lösung natürlich auch für Neubauten.
Die zweite Verbesserung ist die Kopplung der Rauchmelder an das Smart Home, dies eröffnet eine ganze Bandbreite an zusätzlichen Möglichkeiten. Dazu aber später mehr, kümmern wir uns zuerst um die Rauchmelder selbst. Noch eine kleine Anmerkung für die Delegation aus Korinth: ja, sie heißen eigentlich Rauchwarnmelder, klingt mir aber zu sperrig und auch bei „Rauchmelder“ weiß jeder Bescheid worum es geht.
Rauchmelder-Casting
Wenn es um Sicherheit geht ist Qualität für mich unverzichtbar. Bei der Rauchmelderauswahl gehe ich daher auch keine Kompromisse ein und verwende Rauchmelder mit Q-Kennzeichnung. Das „Q” ist ein unabhängiges Qualitätszeichen für hochwertige Rauchmelder mit erweiterter Qualitätsprüfung. Eine erhöhte Langlebigkeit, also eine Lebensdauer von 10 Jahren mit einer fest verbauten Lithium-Batterie ist z.B. ein Kriterium der Q-Kennzeichnung. Rauchmelder müssen nach 10 Jahren aufgrund der Sensoren sowieso ausgetauscht werden, das passt somit gut zur Batterie-Laufzeit. Ein weiteres Merkmal ist ein erhöhter Schutz vor Fehlalarmen.
Rauchmelder in dieser Kategorie haben in der Regel auch weitere praktische Eigenschaften, hier eine Checkliste der Wichtigsten:
- Q-Kennzeichnung (die CE-Kennzeichnung ist hier bereits enthalten)
- 10 Jahre wartungsfrei (Batterien und Sensoren der Rauchkammer)
- Vernetzbar (vorzugsweise Funk)
- Noch in drei Metern Entfernung mit 85 dBA Schalldruck zu „genießen“
- Warnen mindestens 30 Tage vor leerer Batterie
- Temporäres Deaktivieren einzelner Rauchmelder möglich (für den Grill-Abend im Wohnzimmer)
- Regelmäßiger Weck-Service für die ganze Familie (von den Herstellern schlicht Test-Alarm genannt)
Falls ihr euch selbst ein Bild machen wollt, welches relevante Kriterien für Rauchmelder sind oder wo diese am besten zu montieren sind, kann ich euch DIN 14604 mit den Anforderungen an Rauchmelder und die Anwender-Norm DIN 14676 empfehlen. Sind beide trockener als Zwieback an einem heißen Sommertag, aber mit informativen Highlights gespickt, daher durchaus empfehlenswert.
In die Checkliste habe ich einen Punkt nicht aufgenommen, weil er Geschmackssache ist. Technologie muss sich aus meiner Sicht möglichst unauffällig in die bestehende Architektur integrieren und wenn das nicht gelingt, zumindest bezüglich der Formensprache passen. Das gilt somit auch für Rauchmelder und tatsächlich hat dieses Kriterium letztlich meine Auswahl bestimmt. Damit meine ich natürlich nicht, dass ich Abstriche bei relevanter Funktionalität machen würde, aber bei vergleichbarer Funktionalität kann die Optik eben ausschlaggebend sein.
Vernetzte Welt
Konkret habe ich mich für den Rauchmelder „Dual Q“ von Gira entschieden. Der Name gibt schon einen dezenten Hinweis darauf, dass er die Q-Kennzeichnung trägt. Darüber hinaus kann der Rauchmelder entweder mit einem Funk-Modul oder mit einem KNX-Modul ausgestattet werden und ist zusätzlich per Kabel vernetzbar. Die Funk-Module reduzieren übrigens nicht die Laufzeit der Rauchmelder, da sie jeweils eigene Batterien mitbringen, die ebenfalls 10 Jahre halten sollen. Das KNX-Modul wird über den KNX-Bus mit Strom versorgt. Jeder Raum, der bzgl. Rauchsignalen bzw. Brand überwacht werden soll, erhält somit einen „Dual Q“-Rauchmelder, in den ein Funk-Modul eingeklinkt wird. Da ich KNX verwende, wird für die Kopplung mit der Hausautomation einer der „Dual Q“-Rauchmelder mit einem KNX-Modul ausgestattet. Leider kann in den Rauchmelder jeweils nur ein Modul gleichzeitig eingeklinkt werden. Aufgrund dieser Einschränkung muss der Rauchmelder mit dem KNX-Modul mit einem der funkvernetzten Rauchmelder per Kabel verbunden werden. Als Kabel reicht eine einfache 2-Draht-Leitung.
Sieht fast aus wie Space Invaders, ist aber einfach ein Beispiel der Vernetzung, wie ich sie auch bei mir realisiert habe. Sieben Bereiche werden durch ebenso viele Rauchmelder überwacht. Alle Rauchmelder, bis auf einen, sind jeweils mit einem Funk-Modul ausgestattet (im Bild die Ufos mit den blauen Phasern). Durch einen einfachen Kopplungsprozess werden sie miteinander verknüpft, so dass sechs Rauchmelder in derselben Funk-Gruppe landen. Die Funk-Gruppe lässt sich übrigens problemlos erweitern, falls man nicht alle Rauchmelder im ersten Anlauf überreden konnte. Sobald einer der funkvernetzten Rauchmelder auslöst, beginnen alle Rauchmelder in derselben Funk-Gruppe an zu feuern, pardon warnen. So weit so schön, aber es fehlt noch einer. Für den Anschluss an die Hausautomation wird der einzige verbleibende Rauchmelder mit einem KNX-Modul ausgestattet und folglich an den KNX-Bus angeschlossen. Der Rauchmelder mit KNX-Modul würde sich bei einer Nachrüstlösung typischerweise in der Nähe des Schaltschranks, z.B. im Heizungs- oder Technikraum befinden oder eben dort, wo ihr an den KNX-Bus rankommt. Die Funk-Gruppe und der KNX-Einzelkämpfer sind damit aber noch nicht verbunden. Dazu müssen wir nur noch eine 2-Draht-Leitung zwischen dem Rauchmelder mit KNX-Modul und dem am nächsten installierten Rauchmelder mit Funk-Modul verlegen (im Bild der orangefarbene Traktorstrahl). Löst jetzt einer der Rauchmelder aus, so werden alle sieben einen Alarm signalisieren. Zusätzlich erreicht das Alarm-Signal jetzt auch die Hausautomation.
Alternativlos? Bestimmt nicht!
Für die Auswahl der Rauchmelder nach den oben beschrieben Kriterien habe ich mir selbstverständlich unterschiedliche Hersteller angesehen. Für mein geplantes Szenario, also die Nachrüstung von Rauchmeldern kamen letztlich Gira und Ei Electronics in die engste Auswahl. Wie schon erwähnt, habe ich mich aufgrund der Optik für Gira entschieden, weil Formensprache und Farbe am besten zu meinen Vorstellungen passen. Damit keine Missverständnisse aufkommen: Ich habe die Rauchmelder selbst bezahlt, werde nicht von Gira gesponsert, besitze auch keine Anteile am Unternehmen und werde auch nicht auf eine andere Art von Gira unterstützt.
Bezüglich der einfacheren Installation hätten mir die Rauchmelder von Ei Electronics, z.B. Ei650iW mit Funkmodul Ei600MRF, im Grunde sogar besser gefallen, weil alle Rauchmelder funkvernetzt wären und sich mit einer einfachen Funk-Basis koppeln ließen. Die Funk-Basis wiederum würde man dann mit der Hausautomation verbinden. Dadurch hätte man sich das Verlegen einer 2-Draht-Leitung gespart, was bei der Lösung mit den Rauchmeldern von Gira leider nötig ist. Das klingt nach einer Kleinigkeit und im Falle eines Neubaus ist sie das auch, aber bei einer Nachrüstlösung muss die Leitung versteckt werden und Aufputz ist aus meiner Sicht nur im Technik- bzw. Heizungsraum akzeptabel. Falls euch die Variante von Ei Electronics interessieren sollte, schreibt es mir bitte in die Kommentare.
Falls ihr nicht KNX im Einsatz habt und ebenfalls den „Dual Q“ von Gira verwenden wollt, könnt ihr statt des KNX-Moduls auch ein Relais-Modul einsetzen, um die Rauchmelder an euer Smart-Home-System anzubinden. Dazu mehr in einem späteren Beitrag.
Den ersten Schritt, die Zeit bis zur Warnung zu verkürzen, haben wir durch die Vernetzung der Rauchmelder umgesetzt. Auf jeden Fall ein kluger Schachzug, aber smart im Sinne eines Smart Home ist das noch nicht. Beim nächsten Mal konzentrieren wir uns daher darauf die Lösung „aufzusmarten“. Seid gespannt!