RAUCHMELDER IM SMART HOME – III – FEUER-ALARM!

PIEP! PIEP! PIEP! PIEP! PIEP!

Ein schrilles, durchdringendes Piepsen ertönt plötzlich und reißt uns aus dem Alltag oder gar aus dem Schlaf. Mit der Sanftheit eines Bulldozers werden unsere Trommelfelle planiert, während wir unsere Gedanken sammeln: Feuer-Alarm! Unser entspanntes morgendliches Aufwachen mit der neuesten Biorhythmus-App hatten wir uns anders vorgestellt. Es hilft nichts, der harten Realität müssen wir uns stellen, aber zum Glück ist unser Smart Home an unserer Seite. Am besten, wir drücken die Pause-Taste und sehen uns in Ruhe an, wie unser Smart Home in so einer Situation helfen kann.

Alle Vernetzungsmöglichkeiten der Rauchmelder aus dem letzten Beitrag haben eines gemeinsam: sie erfüllen die Mindestanforderung einen Feuer-Alarm an die Hausautomation weiterzuleiten. Ob dies ein einfaches binäres Signal oder eine mit Information angereicherte Meldung ist, z.B. welcher Rauchmelder ausgelöst hat, ist vorerst nicht von Belang. In allen Fällen kann ein Smart Home im Alarm-Fall auf mehrere Arten zusätzlich helfen:

  • Die Evakuierung erleichtern, indem Fluchtwege ermöglicht werden
  • Auf die Notfallsituation optisch aufmerksam machen (während akustisch die Rauchmelder den Ton angeben)
  • Zusätzliche (Schutz-)Maßnahmen auslösen
  • Benachrichtigungen senden

Evakuierung läuft

Sobald der Feuer-Alarm ertönt werden als erstes Jalousien und Rollläden hochgefahren um Fluchtwege frei zu machen, aber auch um später der Feuerwehr den Zugang zu erleichtern. Dies gilt für jedes Stockwerk, ausnahmslos. Selbst wenn man aus höher liegenden Etagen das Gebäude nicht eigenständig über ein Fenster verlassen wird, kann es Rettungsmaßnahmen erleichtern. Gerade im Brandfall sollte man sich nicht auf eine stabile Stromversorgung verlassen, daher erfolgt das Hochfahren der Beschattung und des Sichtschutzes direkt nach Alarm-Auslösung. In diesem Zuge fährt die Hausautomation auch elektrisch betriebene Markisen ein, vielleicht wird der Platz später für eine Rettungsleiter benötigt.

Wenn das Smart Home erkennt, dass jemand zuhause ist, folgen zeitgleich die nächsten Schritte:

Garagentore werden geöffnet, so fällt der teure Sportflitzer nicht dem Feuer zum Opfer und man kann später standesgemäß im Hotel vorfahren.

Elektronische Tür- und Fenster-Schlösser werden entriegelt. Sollte es möglich sein Türen oder Fenster elektronisch zu öffnen, wird die Hausautomation so schlau sein davon keinen Gebrauch zu machen, im Zweifelsfall facht die Sauerstoffzufuhr ein entstehendes Feuer nur unnötig an.

Erhellende Aussichten

Falls es draußen zu dämmern beginnt oder Fuchs und Hase sich bereits eine gute Nacht gewünscht haben, wird in allen unbeleuchteten Räumen Licht eingeschaltet, ebenfalls in der Außenanlage. Eingefleischte Sparfüchse können das Licht präsenzabhängig einschalten lassen, so richtig kommt es jetzt aber nicht mehr darauf an, der Spareffekt wird durch mögliche Feuerschäden schnell wettgemacht.

Ein Smart Home erkennt in der Regel in welchen Räumen sich Bewohner aufhalten. Ist aktuell niemand im Haus auszumachen wird auch tagsüber sicherheitshalber die Außen- oder Gartenbeleuchtung eingeschaltet. Vielleicht ist jemand im Garten mit Gehörschutz unterwegs und probiert gerade ein Gartengerät aus. Zumindest besteht so eine gewisse Chance auf die Notsituation aufmerksam zu machen.

Garagen, Werkstätten, Gartenhäuser oder andere zum Grundstück gehörende Zusatzbauten sind nicht zwingend mit Rauchmeldern ausgestattet und zudem häufig akustisch vom Haus getrennt. Selbst wenn dort mit dem Haus vernetzte Brandmelder installiert sind, könnte auch hier jemand mit Gehörschutz am werkeln sein (sind eben alles fleißige Schwaben). Daher wird die Hausautomation auch hier zusätzliche Lichter einschalten oder blinken lassen, sofern die Arbeitssicherheit nicht gefährdet ist. Bei eingeschalteter Kreissäge sollte das Licht evtl. nicht im Takt an- und ausgehen.

Abhängig von der individuellen Situation kann es sinnvoll sein die optischen Maßnahmen immer, also auch tagsüber, einzuleiten, z.B. bei hörgeschädigten Personen. Gerade das macht ein Smart Home aus, es kann sich auf die Bedürfnisse seiner Bewohner einstellen.

Rauchmelder im Smart Home - Aktionen

Schatz, wo war nochmal der Feuerlöscher?

Farbiges Licht im Wohnumfeld wird immer beliebter. Warum damit nicht im Brandfall die Position der Feuerlöscher durch farbig aufleuchtende Lampen anzeigen? Feuerlöscher werden üblicherweise mit roter Farbe assoziiert, ich würde aber eher einen Farbton wählen der nicht den klassischen Farben des Feuers entspricht, einfach um Verwechslungen mit tatsächlich auftretenden Bränden zu vermeiden. Wenn ihr nicht gerade Barium oder Kupfer lagert ist grün bezüglich der Flammenfarbe recht verwechslungsfrei. Ich lasse mir die Feuerlöscherpositionen z.B. durch grün blinkende Hue-Lampen in den entsprechenden Räumen anzeigen. Farbige Lampen anderer Hersteller funktionieren natürlich auch, sofern sie steuerbar sind.

Der aktive Hinweis des Smart Home auf die Feuerlöscher soll keine Aufforderung sein länger im Haus zu verweilen, ein Wellness-Aufenthalt wird es sowieso nicht mehr. Wenn aber eine Chance besteht das Feuer im Keim zu ersticken und das Risiko vertretbar ist, dann würde ich es versuchen und freue mich über den Hinweis. Das muss natürlich jeder selbst entscheiden.

Zusätzliche Maßnahmen

Eine Sprinkler-Anlage hätte zu diesem Zeitpunkt längst ausgelöst und kühlendes Nass im Haus verteilt. Im privaten Wohnumfeld sind Lösch-Anlagen aber selten installiert (unter automatischer Bewässerung versteht man hier auch etwas anderes). Ein paar ergänzende Maßnahmen kann die Hausautomation aber trotzdem einleiten:

Heizung ausschalten. Alles was potentiell schon brennt hilft eher nicht bei der Feuereindämmung, daher wird die öl-, gas- oder pelletbefeuerte Heizungsanlage ausgeschaltet.

Ein eventuell vorhandenes Lüftungssystem wird ausgeschaltet, um zu vermeiden, dass Rauch in die noch rauchfreien Räume umverteilt wird.

Ebenso die Stromzufuhr für Kochfelder, Backöfen, Dampfgarer, Brotbackmaschinen etc. Ob eine Dunstabzugshaube im Brandfall helfen kann verrauchte Luft abzusaugen muss im Vorfeld mit dem zuständigen Schornsteinfeger anhand der individuellen Situation geklärt werden. Gibt er grünes Licht, kann die Hausautomation sie im Brandfall einschalten, zumal es nicht unwahrscheinlich ist, dass sich die Brandquelle in der Küche befindet.

Die Klimaanlage wird es auch bei größter Anstrengung im Brandfall nicht schaffen die Temperatur angenehm kühl zu halten, daher auch gleich aus damit. Das gilt im Grunde für alle starken Verbraucher, die bei der Evakuierung nicht helfen können und potentiell sogar den Brand ausgelöst haben könnten, z.B. sind Wäschetrockner diesbezüglich gelegentlich auch Feuer und Flamme.

Grüße von Nero

Wenn niemand zuhause ist kann das Smart Home seine Bewohner auf Wunsch auch über das Smartphone in Panik versetzen informieren. Über den Messenger eures geringsten Misstrauens oder einfach per Mail wird die Alarm-Situation gemeldet. Es spricht nichts dagegen auch passende Dienstleister, die sich um das Gebäude kümmern, zu informieren. Gerade in dicht bebauten Wohngegenden eventuell auch Nachbarn, vielleicht sind frühzeitig Schutzmaßnahmen erforderlich, um das Feuer am Überspringen auf andere Grundstücke zu hindern.

Fehlalarme kommen bei den besten Rauchmeldern vor, eine einzelne beunruhigende Nachricht und danach Funkstille würde wohl jeden zermürben (bis auf Chuck Norris natürlich, aber bei ihm brennt es ja nicht). Um alle auf dem Laufenden zu halten wäre es hilfreich in kurzen Abständen Aktualisierungen zu senden, z.B. mit den Raumtemperaturen und falls verfügbar sogar mit Kamerabildern. Klarheit ist in der Regel besser als Ungewissheit, das ist aber eine individuelle Entscheidung, die ein modernes Smart Home bereits bei der Konfiguration berücksichtigen kann.

Was würdet ihr von einem Smart Home im Alarm oder Brand-Fall noch erwarten? Schreibt es mir einfach in die Kommentare.

Home Server an Bord

Einige der oben aufgeführten Aktion lassen sich bereits mit einfachen KNX-Installationen oder anderen Bus- bzw. Funk-Systemen realisieren. Dazu gehören insbesondere Maßnahmen, die immer ausgelöst werden, z.B. das Hochfahren der Beschattung bzw. des Sichtschutzes oder das Entriegeln elektronischer Fenster und Türen. Sobald aber Daten aus unterschiedlichen Quellen herangezogen werden müssen um Aktionen auszulösen, wird ein Home Server empfehlenswert. Die einfach scheinende Frage „Ist jemand Zuhause?“ beantwortet ein Smart Home indem unterschiedliche Quellen einbezogen und analysiert werden: Präsenz- und Bewegungsmelder, am Heimnetz angemeldete Geräte, Geofencing, aktuell eingeschaltete Verbraucher, typische Tagesabläufe der Bewohner, aktive Anwesenheitssimulationen oder Alarmanlagen und weitere Indikatoren. Generell lässt sich sagen: je individueller die Anforderungen bzw. Wünsche an ein Smart Home sind desto eher lohnt sich der Einsatz eines Home Servers auch heute schon. In Zukunft werden mehr und mehr heterogene Technologien das Wohnumfeld bereichern, eine intelligente Steuerzentrale die alles verlässlich im Griff hat wird damit unerlässlich.

Home Server gibt es in sehr unterschiedlichen Ausprägungen, von proprietärer Software eines einzelnen Anbieters bis hin zu offenen Community-Lösungen, die in der Regel aufwendig selbst konfiguriert werden müssen. Ein guter Kompromiss sind Dienstleister, die ihr Know-how und ihre Erfahrung mit Hilfe von Open-Source-Software in Lösungen gießen, die schnell und einfach einsatzbereit sind.

Fazit

Ein Smart Home bietet viele Möglichkeiten eine Notfall-Situation, wie einen Feuer-Alarm, sicherer zu bewältigen. Abhängig von den technischen Gegebenheiten eines Gebäudes und den individuellen Wünschen der Bewohner lassen sich fast beliebige weitere Aktionen auslösen und Abläufe realisieren.

Der eine oder andere mag sich fragen ob sich der ganze Aufwand für einen so selten auftretenden Fall überhaupt lohnt, wie oft brennt es denn schon? Wenn es um Sicherheit geht ist Hoffnung aber ein schlechter Berater. Alle Maßnahmen die potentiell helfen Menschen zu retten sind aus meiner Sicht keine Zeitverschwendung. Wie seht ihr das? Auf jeden Fall drücke ich uns allen die Daumen, dass wir so eine Situation nicht erleben müssen!

By Published On: 1.5.2021Categories: Blog, Smart Home0 CommentsTags: