VON LEUCHTENDEN ZARGEN I – TEMPERATUR
Regnet es oder scheint die Sonne?
Auf diese Frage hat man in der Regel sofort eine Antwort parat, selbst wenn man sich gerade in einem Gebäude aufhält. Ist man nicht zu einer fensterlosen Existenz verdonnert (vielleicht sogar freiwillig: Partykeller und so) bekommt man das Wetter eigentlich nebenbei mit. Die aktuelle Außentemperatur lässt sich nicht mehr ganz so einfach einschätzen. Klar, man könnte sie auch auf einem Display anzeigen, zum Smartphone greifen oder ganz prähistorisch von einem Quecksilberthermometer ablesen. Ich wollte aber etwas Unaufdringliches, das mir nicht direkt ins Auge springt, das ich aber dennoch wahrnehme, ohne daran denken oder explizit nachsehen zu müssen. Einfach so im Vorbeigehen, wie beim Wetter auch.
An meinem Bürotisch komme ich mehrmals täglich vorbei (gelegentlich nehme ich sogar Platz und arbeite etwas). Also kam die Idee auf ihn mit LED-Streifen auszustatten. Beim Betreten des Büros soll damit die Außentemperatur angezeigt werden. Die LEDs sind an einer unauffälligen Stelle unterhalb der Tischplatte angebracht und nicht permanent sichtbar. Sie leuchten indirekt die Tischkante (genau genommen die Zarge) an und streuen das Licht ohne zu blenden.
Strichcode mal anders
Mit einem eindimensionalen LED-Streifen lassen sich natürlich keine Ziffern im gewohnten Dezimalsystem darstellen. Im Binärsystem hätte es funktioniert, aber das war selbst mir zu nerdig. So ein LED-Streifen hat in der Regel ja genug Platz in der Länge, so dass man auch ganz einfach die Analogie eines normalen Thermometers heranziehen kann. Ein kurzer Strich steht dabei für eine Außentemperatur von einem Grad Celsius, drei Striche für drei Grad und so weiter.
Jeweils ein langer Strich steht für die Zehner. 5 kurze Striche und ein langer Strich zeigen z.B. 15 Grad Außentemperatur an.
Vereinfacht gesagt: je mehr Striche, bzw. je mehr leuchtet desto höher ist die Temperatur. Die maximale Temperatur, die mein Tisch bisher angezeigt hat waren übrigens 34,5 Grad.
Wäre mein Büro am Amazonas würde das auch schon reichen, in unseren Breitengraden kommen aber auch mal Minus-Grade vor. Die Temperaturen sind daher noch farbcodiert und machen die Anzeige damit, gerade im Bereich um Null Grad, eindeutig. Blau steht für Temperaturen unter Null und je wärmer die Farbe, von hellgelb über orange zu rot, desto höher ist die Temperatur. Ordentlich frisch bei Minus 16,2 Grad sieht dann so aus:
Bei der Darstellung von Null Grad wollte ich bei der Strich-Symbolik bleiben und kein zusätzliches Zeichen einführen. Die Verwechslung mit -1 oder 1 Grad wäre eigentlich vorprogrammiert, es sei denn wir bringen eine weitere Farbe ins Spiel. Grün ist noch frei und beim Roulette-Tisch ist die Null ebenfalls grün. Na dann, Lösung gefunden:
Ein kurzer grüner Strich für Null Grad.
Energie!?
Die Außentemperatur wird beim Betreten des Büros angezeigt und nach einer Minute wieder ausgeblendet. Sitzt man am Tisch, müssen die LEDs ja nicht ständig leuchten, zumal sie nicht mehr im Blickfeld sind. Ich möchte aber niemanden bei der Förderung des lokalen Stromanbieters einschränken, die Nachleuchtdauer lässt sich beliebig lang konfigurieren, bzw. die LEDs können auch standhaft „durchleuchten“.
Wie eine Außentemperaturanzeige unaufdringlich in einen Tisch integriert werden kann, haben wir gerade gesehen. Im nächsten Teil steigen wir tiefer in die Technik ein. Stay tuned!